Ab dem heutigen Mittwoch gilt für Bangkok und einige angrenzende Provinzen der Ausnahmezustand. Im Verlauf der zahlreichen Demonstrationen waren Granaten explodiert. Die Notstandsgesetze erlauben der Polizei Personen ohne entsprechenden Gerichtsbeschluß festzuhalten oder zu durchsuchen. Ab sofort sind Ausgangssperren möglich, politische Versammlungen sind verboten. Die Polizei machte aber deutlich, das Konfrontationen vermieden werden sollen. „Wir werden keine Gewalt anwenden“, sagte Chalerm Yubamrung, der die Umsetzung des Ausnahmezustands überwachen soll. Bis zur Stunde wurde auch keine Ausgangssperre verhängt.
Wochenlang verliefen die Demonstrationen, mit denen Regierungsgegner die Premierministerin Yingluck Shinawatra zum Rücktritt zwingen wollen, friedlich. Ausgelassen und an Volksfeste oder Musik-Festivals erinnernd, muteten die Kundgebungen an. Doch in den letzten Tagen kippte die Stimmung. Am vergangenen Sonntag waren zwei Granaten in Bangkok explodiert. Es wurden mindestens 28 Menschen verletzt. Ein Regierungsgegner wurde dabei getötet. Unterdessen beschuldigen sich beide Seiten gegenseitig, die Schuld an der Eskalation zu tragen. Das Militär indes macht immer wieder deutlich, sich nicht in den Konflikt hineinziehen lassen zu wollen.
Es versteht sich von selbst, dass Ausländer sich von den Demonstrationen fernhalten und sich in keiner Weise einmischen sollten. Ich rate auch davon ab, aus „Neugier“ und um vielleicht Fotos zu schießen, an den Demos teilzunehmen oder sich in der Nähe aufzuhalten. Solche Dinge könnten sehr leicht mißverstanden werden. Die deutsche Botschaft in Bangkok schreibt:
[…] Es kommt zu teilweise erheblichen Behinderungen. Bisher sind diese Blockaden weitgehend friedlich verlaufen. Vor allem nachts kam es jedoch vereinzelt zu gewaltsamen Zwischenfällen. […] Reisenden wird dringend empfohlen, ihre Reiseplanung entsprechend anzupassen und längere Verzögerungen einzuplanen. Dies gilt auch für die Verbindung vom Flughafen Bangkok in die Innenstadt sowie in Richtung Flughafen. […]
Das auswärtige Amt gibt Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand heraus. Touristen sollten sich vor Reiseantritt eingehendst darüber informieren ob sie ihre Reisepläne nicht besser ändern sollten.
Mir persönlich helfen diese Reisewarnungen natürlich nicht viel, ich wohne ja hier und muß morgens zur Arbeit fahren. Heute früh war es allerdings ruhig und völlig normal auf den Strassen. Ich habe erst aus den Nachrichten vom Ausnahmezustand erfahren. Weil sich das natürlich jederzeit ändern kann (ich habe das im jahre 2010 ja schon einmal erlebt), haben wir Vorkehrungen getroffen, Bangkok zu verlassen und in Phuket weiter zu arbeiten, sollte die Lage sich verschärfen. Projektarbeiten sind also kaum gefährdet, allenfalls verzögern sie sich um wenige Tage.
Der Ausnahmezustand scheint wenig Wirkung zu zeigen. Unbeeindruckt gehen die Demonstartionen zur Zeit auf der Ploenchit (direkt vor unserer Haustür) weiter. Von Gewalt ist ist nichts zu sehen. Man hört Musik und Sprechchöre. Derweil drohte Thailands Armeechef für den Fall einer Gewalteskalation bei den Protesten in Bangkok mit einem Einschreiten des Militärs. Es seien 40 Kompanien im Einsatz, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Man darf gespannt sein.