Fast täglich erreichen mich Emails, in denen ich gefragt werde ob man denn in Thailand als Internet-affiner Programmierer überhaupt noch vernünftig arbeiten kann. Damit ich nicht jede einzeln beantworten muß, schreibe ich die Antwort jetzt hier im Blog. Nein, es gibt in Thailand keine Internet-„Zensur“. Was tatsächlich existiert sind DNS-Sperren auf bestimmte schlüpfrige Machwerke und vor allem auf Websites, die sich in negativer Weise über das thailändische Königshaus äußern. Auf beide Arten dieser für manche Menschen offenbar so wichtigen „zensierten“ Seiten, lege ich keinerlei Wert. Nebenbei bemerkt gibt es solche Sperren auch in Deutschland. Auch dort sind es im wesentlichen Porno-Domains oder gewaltverherrlichende oder rechtsradikale Seiten, die man Lieschen Müller offenbar nicht zumuten will.
Diese Sperren sind hier wie da ohnehin ein Witz, weil man sie leicht umgehen kann, z.B. mit Tor oder VPN. Beides ist in Thailand weder verboten noch in irgend einer Weise eingeschränkt.
Solche DNS-Sperren haben nicht das geringste mit der weltweiten Internet-Überwachung zu tun, die, wie jeder weiß, von der US-amerikanischen NSA ausgehen, aus Gründen, die in diesem Artikel keine Rolle spielen, aber keineswegs zu verharmlosen sind. Inwieweit die NSA hier in Thailand überwacht, weiß ich nicht. Man sollte aber durchaus davon ausgehen.
Internationale Medien, die über Thailand berichten, sei es positiv, kritisch oder negativ, sind im thailändischen Netz nicht blockiert.
Einer der Hauptgründe, warum gewisse Zeitgenossen Thailand immer wieder als „diktatorischen Überwachungsstaat“ hinstellen wollen und die Sperrung von bestimmten Inhalten geradezu herbeisehnen, damit sie sich darüber aufregen können, ist ganz einfach, dass ihnen langweilig ist in ihren Rentner-Paradiesen. Jeder, der schon einmal Windows installiert hat und in der Lage ist eine Email zu schreiben, avanciert zum EDV-Profi und fühlt sich berufen, in einschlägigen Foren den Untergang des Morgenlandes herbeizuschreiben.
Es ist einfach nicht wahr. Nicht jede Webseite, die sich einmal nicht öffnen lässt ist gleich von den „Thai-Diktatoren“ geblockt. Es gibt viele Gründe, warum Webseiten temporär nicht erreichbar sind. Einer davon könnte ich sein. Wenn mich nämlich ein Kunde damit beauftragt, auf seinem Server etwas zu installieren. Dann ist seine Webseite kurze Zeit nicht erreichbar. Das kommt häufig vor und ist völlig normal. Trotzdem wird sofort ein Foren-Beitrag geschrieben, wo jeder noch so Unbedarfte seinen Senf dazu geben darf, Hauptsache es läßt Thailand in einem negativen Licht da stehen.
Ein anderer Grund ist häufig, dass die Leute glauben, sie hätten durch Zahlung von 500 Baht monatlich das Internet gekauft. „Im Prospekt stand doch High-Speed.“ Wenn sich aber in den Rentner-Paradiesen zeitgleich 100 Leute aufmachen und gleichzeitig deutsche Sendungen über’s Internet streamen, dann ist es kein Wunder, wenn die Daten nur noch tröpfeln. Greift man etwas tiefer in die Tasche und besorgt sich einen vernünftigen Internet-Zugang, dann geht’s wesentlich schneller. Ich kann für Bangkok 3BB sehr empfehlen. 50 Mbps / 10 Mbps kostet derzeit 2.500 Baht monatlich für Privatanwender.
Und schließlich gibt es auch immer wieder einmal Störungen im weltweiten Internet, die bewirken, dass teilweise bestimmte Rechenzentren oder sogar ganze Länder nicht erreichbar sind. All das ist im Internet normal, kommt täglich vor und hat absolut nichts mit der thailändischen Politik zu tun. Natürlich gibt es auch häufig Störungen im thailändischen Kabelnetz.
Denjenigen, die permanent irgendwelche Gerüchte bei Twitter, Facebook oder in Foren verbreiten sei gesagt, dass sie weder sich selbst noch ihren Expat-Kollegen einen Gefallen tun mit ihrem nervigen Gemecker. Erstens machen sie sich selbst völlig unglaubwürdig, weil sie ja trotz allem hier leben und zweitens könnten sie auch einfach wieder nach Hause gehen. Da können sie dann alles richtig machen.
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Ein zu hohes, als dass berufsmässige Dauer-Nörgler es vorschützen dürfen um ihre Ergüsse zu rechtfertigen, die niemand sonst hören will als ihresgleichen. Es wird niemand gehindert, Thailand zu verlassen. Ebenso wenig wird jemand daran gehindert, hier Urlaub zu machen oder sich auf Dauer niederzulassen. Aber liebe Freunde: „Si fueris Romae, Romano vivito more! Si fueris alibi, vivito sicut ibi!“ — „Wenn du in Rom bist, lebe nach römischer Art! Wenn du anderswo bist, lebe wie die dort!“ Ich kenne kaum ein Volk, welches das so wenig beherrscht wie die Deutschen…