125.000 Euro sind nicht genug

Nachdem die TYPO3 Association das Budget um 50% gekürzt hatte, verzichtet das Flow3/Neos Entwicklerteam um Robert Lemke nun auch auf die verbleibende Summe. Dem Vernehmen nach waren die Auflagen, welche die T3A an die Budgetvergabe geknüpft hatte, zu hoch und nicht zu erfüllen. Alleine der Zeitaufwand zur Erfüllung der Auflagen, so das Team, würde das gewährte Entwicklungs-Budget auffressen.

Die Entscheidung mutet etwas seltsam an, um nicht zu sagen arrogant, vor allem vor dem Hintergrund, dass erstens die gewährte Summe bereits, trotz Kürzung, das zahlenmässig höchste Budget gewesen ist, und zweitens in den letzten fünf Jahren bereits mehr als 700.000 Schweizer Franken zur Verfügung gestellt wurden. Das gesamte zur Verfügung stehende Vergabe-Budget der T3A für 2013 wird mit 475.000 Euro beziffert.

Während das Entwicklerteam um TYPO3 CMS offenbar die Eigenschaft entwickelt hat, von Luft und Liebe zu leben oder seine Mitglieder neben dem CMS-Entwickeln noch einen bezahlten Job haben, zieht sich das Flow3/Neos Team in die Schmollecke zurück und ist beleidigt. Soweit einige Facebook-Kommentare zum Thema. Nun, verstehen kann ich die Reaktion. Es ist eben dieser Tunnelblick den manche entwickeln, der ihnen das eigene Projekt als das wichtigste auf der ganzen Welt erscheinen lässt. Kenne ich aus eigener Erfahrung. Die thailändische oder asiatische Kultur ist hier ein hervorragender Lehrmeister, was das Sich-Selbst-Zurücknehmen betrifft.

Wer braucht Flow3/Neos?

Keine Ahnung, ich brauche es nicht. Flow3 hat bei manchen den Ruf, langsam zu sein. Es gibt Zend und Symfony, alles schon da. Weshalb das Rad immerzu neu erfinden? Wann kommt jemand auf die Idee, jQuery sei nicht mehr gut genug für TYPO3 — wir müssen eine eigene JavaScript-Bibliothek schreiben? Zu Neos kann man nicht viel sagen, es ist eine Flow3-Applikation und recht viel mehr als eine Demo-Version existiert nicht. Jedenfalls nicht dort, wo die Öffentlichkeit Zugriff darauf hat.

Eine der Bedingungen der T3A war, Feature- und Release-Pläne für Flow3/Neos vorzulegen. Offenbar war das ein wenig zuviel verlangt.

Nachdem nun Vergabe-Mittel seitens der TYPO3 Association frei werden, könnte man jene eigentlich in die Modernisierung von TYPO3 CMS stecken, oder nicht? Verdient hätten die Jungs und Mädels der jeweiligen Teams das durchaus.

8 Gedanken zu „125.000 Euro sind nicht genug“

  1. @Mathias
    Sehr emotional aber die Kernbotschaft ist top. Ich habe die Anfänge leider nicht mitbekommen bin „erst“ seit 2007 mit TYPO3 unterwegs und seit 2010 in der Community unterwegs.

    Mein persönliches Fazit: Wenn es um Marktanteile eines CMS geht und Gelder in 100.000er Größenordnung dann gibt es kein „Wir-müssen-mal-Ausprobieren“, dann muss man liefern und zwar zu einer festen Deadline.

    Ich kann auch keinem Kunden erzählen, dass er seinen Launch verschieben soll, nur weil ich mal AngularJS ausprobieren will und wenn wir mal ehrlich sind, haben wir der Welt mit Neos auf der T3CON12 allerhöchstens einen Technical Preview gezeigt. Das war für mich in dem Moment, ehrlich gesagt, peinlich und enttäuschend und ich denke ich bin nicht der Einzige.

    Schauen wir in die Zukunft, ich hoffe da passiert was.

    euer t3agent

  2. Flow ist mitnichten langsam (im Production Context)

    Dann benchmarke das mal gegen JEDES andere Framework und mach‘ dann solche Äußerungen? Speed kommt i.d.R. dann zum Tragen, wenn du Last hast – Parsetime ist nicht alles (ein Problem, welches das TYPO3 Core Team aber ohnehin hat – Reden von Performance, ohne zu wissen, wie man die misst).
    Meine Meinung dazu: Kein Plan? Klappe halten.

    Sorry für den harten Ton, aber ich kann die Scheisse langsam echt nicht mehr hören. Ihr macht da eure Pillepalle Projekte und erzählt einem von Performance. Unsereins glaubt das, setzt seine Jobs drauf auf und hängt auf einmal beim Kunden und die Applikation läuft nicht anständig bzw. hat absurde Anforderungen an die Hardware. Zum Vergleich: Ich fang nicht an, für 100.000 PIs pro Stunde einen Varnish aufzusetzen.

    Soviel zu Extbase, Flow und State-of-the-Art Projekten.

    Zum Thema 700.000 Schweizer Franken sind ja kein Geld:
    Die Idee war, die Basis von TYPO3 auf maintainbare Beine zu stellen.
    Im Detail heißt das:
    a) TCEMain sauber machen
    b) TCEForms sauber machen
    c) Frontend Rendering aufräumen

    Für 500.000 Euro kann man diese drei Dinge 2x machen.

    Aber statt dessen muss ein neues Framework her, ohne das das CMS ja nicht laufen kann. Da frag ich mich mittlerweile echt, womit die ganzen Mitbewerber laufen, die TYPO3 den Rang ablaufen. Super Framework… brauch ich nur 90% der Zeit nicht. Diese Kritik MUSS berechtigt sein, und wenn die FLOW Verfechter hier einfach an Fakten vorbei diskutieren, kann man euch leider nicht mehr ernst nehmen.

    Zum eigentlichen Thema: Das böse Projektmanagement.
    Ich fasse das mal kurz so zusammen, damit man es nicht mißverstehen kann:
    Da möchte jemand Geld haben, ohne eine Gegenleistung zu liefern (und wenn wir über Verträge reden, geht es nicht um wir-haben-uns-alle-lieb-und-liefern-schon, sondern um Hard Facts).
    Letztendlich war es seit Gründung der T3A so, dass es das Geld gab, ohne eine Gegenleistung zu fordern.
    Würde sich Robert jetzt hinsetzen und sagen „nö, ich find euch doof, ich mach das nicht mehr“, hättest du ein tolles Framework, welches aus Performance-Sicht gegenüber dem Wettbewerb lächerlich langsam ist und eine Riesenbaustelle von CMS.

    Jetzt kommen wir zu den rechtlichen Implikationen:
    Ausgaben in einem Verein sind GRUNDSÄTZLICH zweckgebunden. D.h. streng genommen hat die T3A fleißig Geld ausgegeben, welches an keinen Zweck (die zeitlich definierte Lieferung eines CMS) gebunden war.

    Jetzt reden wir also über die Verletzung geschäftsführerischer Tätigkeiten.
    Wird im Übrigen gleichbehandelt mit Veruntreuung und ist ab 100.000 Euro ein Straftatbestand. Für die, die sich da vielleicht nicht so auskennen:
    Das heißt Bewährung, oberhalb von 500.000 Euro Knast. Alles klar?

    Also löst euch bitte mal nur für 5 Minuten von euren Open-Source Scheuklappen und macht nicht sofort zu. Hier stellt sich ein Team hin und versucht sich in Machtspielchen, weil die T3A ihren rechtlichen Pflichten nachkommt.

    So.
    Jetzt kommen wir zum nächsten Problem, welches in seiner Natur so lächerlich ist, dass ich jedem, der das nicht rafft, seine Zurechnungsfähigkeit abspreche:
    Das FLOW/NEOS Team hat sich auf die Fahnen geschrieben, das next-generation CMS zu schreiben. D.h. da macht jemand ein Konzept und kriegt nen Arsch voll Geld dafür, sich Gedanken zu machen, was das System braucht.
    Aber halt… wir haben ja nen Benchmark… TYPO3 CMS!!
    Egal, weil jetzt kommt ja der eigentliche Knaller:
    Das NEOS Team will einen Manager haben, der sagt, was das System können muss.

    Nochmal…
    Die Leute, die das neue System konzipieren und entwickeln, beschweren sich, dass die T3A ihnen keinen Manager hinstellt, der ihnen sagt, was sie tun sollen.

    Mal im Ernst… geht’s eigentlich noch?

    Und jetzt löst euch mal von Code und denkt mal drüber nach, wer hier noch ganz richtig tickt. Es kann doch nicht angehen, dass sowas passiert.

    Und jetzt wird (endlich, weil ich propagierte das schon zu Zeiten, wo ein Großteil der heutigen Leute noch in der Schule war) ein Team etabliert, welches diesen Bullshit mal hinterfragt und jetzt wird sich beleidigt in die Ecke gestellt von wegen „der hat meine Sandburg kaputtgemacht“?

  3. Keine Ahnung, ich brauche es nicht. Flow3 hat bei manchen den Ruf, langsam zu sein. Es gibt Zend und Symfony, alles schon da. Weshalb das Rad immerzu neu erfinden? Wann kommt jemand auf die Idee, jQuery sei nicht mehr gut genug für TYPO3 — wir müssen eine eigene JavaScript-Bibliothek schreiben? Zu Neos kann man nicht viel sagen, es ist eine Flow3-Applikation und recht viel mehr als eine Demo-Version existiert nicht. Jedenfalls nicht dort, wo die Öffentlichkeit Zugriff darauf hat.

    Toll, dass du mit deinen Anekdoten Fakten vorzutäuschen versuchst.

    Flow ist mitnichten langsam (im Production Context) und Symfony 2, sowie Zend 2 haben zum Beginn der Entwicklung noch gar nicht existiert. Heute würde auch Robert Symfony nehmen, nur heute gibt es eben Flow. Und Flow hat eine Menge Vorteil gegenüber Symfony, weil es genau den Bedürfnissen für Neos entspricht.

    Eine der Bedingungen der T3A war, Feature- und Release-Pläne für Flow3/Neos vorzulegen. Offenbar war das ein wenig zuviel verlangt.

    Nein war es nicht. Flow und Neos werden agil entwickelt. Die T3A hat sich aber nicht in der Lage gefühlt einen Projektleiter zur Verfügung zu stellen. Das Flow Team hat deutliche geschrieben, dass mit einem bezahlten Tag pro Woche mehr Bürokratie als Coden machen muss.
    Das Team hat es daher als fair angesehen, dass das Geld für andere Dinge, wie Code Sprints ausgegeben werden, welche nicht so viel Bürokratie benötigen.

    Nachdem nun Vergabe-Mittel seitens der TYPO3 Association frei werden, könnte man jene eigentlich in die Modernisierung von TYPO3 CMS stecken, oder nicht? Verdient hätten die Jungs und Mädels der jeweiligen Teams das durchaus.

    Ich wäre eher für Marketing.

    • Toll, dass du mit deinen Anekdoten Fakten vorzutäuschen versuchst.

      Ich benutze keine „Anekdoten“, sondern eine Metapher. Damit wird nichts vorgetäuscht, sondern lediglich verglichen.

      Flow ist mitnichten langsam […]

      Dann lies bitte einmal den Kommentar von Chris Zepernick im Blog von Robert Lemke:

      5 Years after the Start we got at least a stable Framework, but that will have breaking changes, after one year, with the yet to deliver 2.0. Both up to today, compared to their competitors (Symfony, Symfony CMF, Drupal, ezPublish) not really fast at all.

      […]

      A lot of people I have been talking to lately have lost faith in Neos, a lot of people like FLOW developing wise, but we all know, compared to symfony2 it is sloooooowwwww, to say the least.

      […]

      In early 2012 we got the communication that Extbase will no longer be the bridge from the CMS 6.x branch to Neos, mostly because of the lack of communiction.

      Du tust grade so, als ob ich etwas verteufeln würde, was fix und fertig bereitsteht. Fakten sind, dass Flow aktuell wieder im Beta-Stadium ist, 4.5.x recht alt ist aber noch bis April 2014 supported wird, der Support für 4.6.x und 4.7.x in wenigen Monaten ausläuft und Version 6.x noch nicht stabil genug ist und viele Extensions darunter noch nicht laufen (wenn die Fehlerbehebung teilweise auch sehr einfach ist). So, welche Version soll eine Agentur ihren Kunden jetzt also für neue Projekte empfehlen? Neos etwa? Was ist denn in dieser Situation so unbegreiflich daran, wenn man fordert, dass für den TYPO3-Version-6-Zweig mehr Geld zur Verfügung stehen sollte, anstatt Experimente mit etwas zu machen, wovon man noch nicht einmal das Release-Datum kennt?

      Ich wäre eher für Marketing.

      Ich schon auch. Aber erst nachdem die Version 6 von TYPO3 einen Zustand erreicht hat, wo sie absolut stabil läuft. Dafür ist ja jetzt Geld da, offenbar.

  4. Also, ich kenne Kundenprojekte, die deutlich über 100.000 EUR liegen. Eines meiner ersten Kundenprojekte als Freelancerin lag bei 50.000,- EUR + Projektmanagement + Anforderungsspezifikation. Und das sind einzelne Projekte, die auf einem ausgereiften CMS basieren. also „nur“ noch angepasst und erweitert werden müssen.
    Wenn ich das bedenke, hört sich ein Betrag von 570.000 EUR für die Entwicklung eines kompletten Framework inkl. CMS nach ziemlich wenig Geld an. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, das Geld reicht nicht aus, um eine wirklich gute Basis für Enterprise-Projekte zu legen.

    Bei Flow kommt hinzu, dass nicht nur entwickelt wurde, wie man das seit Jahren getan hat, sondern dass zusätzlich Research betrieben wurde. Ich erinnere: Erstes PHP-Framework, dass Aspektorientierung bietet; erstes PHP-Framework, dass Domain Driven Design unterstützt.
    Das sind natürlich Dinge, bei denen man im Voraus genau weiß, wie lange es dauern wird *hüstel*. Etwas, was dem durchschnittlichen Programmierer ja bei deutlich einfacheren Aufgaben bekanntlich ohne Mühe regelmäßig gut gelingt.

    Dass man inhaltlich und zeitlich mal eine extra-Runde dreht, wenn man neue Dinge tut, ist normal. Dass man neue Dinge tun sollte, wenn man sich von anderen absetzen möchte, halte ich jetzt auch nicht gerade für die blödeste Idee. Dass Qualität nicht für umsonst zu haben ist, ist vielleicht nicht jedem bekannt, aber gut….

    Aber du hast sicher eine ausführliche Kalkulation gemacht, bei der heraus gekommen ist, welche Funktionen in welcher Qualität für diesen Preis machbar sind.

    Und du hast natürlich keine Zeit gehabt, die 700.000 CHF in Euro umzurechnen. Hört sich ja auch viel schöner an, so ein hoher Betrag :-).

    • Und du hast natürlich keine Zeit gehabt, die 700.000 CHF in Euro umzurechnen.

      Zeit hätte ich schon gehabt. Aber aufgrund der Tatsache, dass die T3A die Abrechnungen in CHF veröffentlicht hat und sie sich auch noch über vier Jahre (2008 bis 2011) hinziehen, hätte man für jedes Jahr den zur Zeit aktuellen Wechselkurs berücksichtigen müssen. Das war mir allerdings zu aufwändig.

      Hätte ich den Betrag in Thai Baht angegeben (da läge der Betrag nämlich im zweistelligen Millionenbereich, dann könntest Du mir Manipulation nachsagen. Aber nicht, wenn ich diejenige Währung benutze, welche die T3A auch selbst verwendet in ihren Unterlagen.

      Bleibt noch anzumerken, dass die Währung nichts an der prozentualen Verteilung zwischen den Teams ändert und dass die Zahlen für 2012 noch gar nicht verfügbar sind. Die tatsächliche Summe übersteigt folglich die 700.000 CHF wohl beträchtlich.

  5. hallo
    sehr treffend geschrieben, vielen dank!

    ich finde die T3A sollte am eingeschlagenen kurs festhalten und FLOW und v.a. NEOS vorantreiben. wenn das bestehende team das budget nicht braucht und die verknüpften vorgaben nicht erfüllen will/kann, dann würde ich ein neues team formieren. schliesslich hat die T3A ziele zu erreichen und den auftrag die wünsche der mitglieder umzusetzen und die mitglieder wollen offensichtlich ein funktionierendes und erwachsenes NEOS, welches den anforderungen der märkte gerecht wird.

  6. Danke daß du dran bleibst. Eine der Bedingungen der T3A war, Feature- und Release-Pläne für Flow3/Neos vorzulegen. Das war schon immer der springende Punkt, der zur Neverending-Story führte.

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