Nachdem man ihm in der Core-Mailingliste nicht nur Nettigkeiten um die Ohren gehauen hat und er der Meinung ist, es sei in letzter Zeit recht schwierig geworden, Patches durch das offizielle Review-System zu bekommen, macht Dimitry Dulepov nun ein Experiment. Er hat das offizielle TYPO3-Repository geforkt, schreibt aber ausdrücklich, dass es nicht seine Intention sei, jetzt eigene Wege zu gehen. Wäre es dennoch anders, könnte man es durchaus verstehen, wenn man folgendes lesen muß:
I’m tired of fighting you [Dimitry]. Please resign from our community and do not harm us any longer with your destructive and negative trolling just killing motivation and energy without doing anything useful. Christian Kuhn — TYPO3 Core-Mailingliste
Es ist nicht gerade die feine englische Art, so etwas in einer öffentlichen Mailingliste zu schreiben, insbesondere nicht an einen Mann adressiert, dem wir stabile und hochwertige Extensions wie realURL und TemplaVoila (Dimitry hat sich hier bereits im März 2010 aus dem Team zurückgezogen) verdanken. Die Nerven scheinen blank zu liegen, trotzdem wäre ein wenig Zurückhaltung manchmal recht angebracht.
Indes – mit der Zurückhaltung scheint es genauso wenig zu klappen, wie mit der Frage nach den Ursachen. Hat doch der oben zitierte Zeitgenosse unter dem Pseudonym „lolli42“ postwendend, sozusagen als Antwort, TYPO3-CMS-Catharsis geforkt. Unklar ist jetzt aber, ob damit Aristoteles gemeint ist, die psychische Reinigung durch affektive Erschütterung, oder gar eine Black-Metal-Band. Es ist aber letztlich auch völlig wurscht. Es hat sich nämlich schon ein neuer (Freitags)-Thread in der TYPO3 Core-Liste gebildet:
I have one more thing to bother you during the next time: I would like to know how old many of you are. Just to have an overview how much of evolving computers you have seen. Bernhard Kraft — TYPO3 Core-Mailingliste
Zufall? Absicht? Keine Ahnung, aber sage bitte keiner mehr, Programmieren sei eine trockene Materie! Nein, es gewinnt zunehmend an Unterhaltungswert, insbesondere bei TYPO3. Aber was soll’s? Wenn’s schee macht. Wie derartiges Kasperletheater auf Außenstehende oder gar Kunden wirken mag, möchte man sich lieber gar nicht erst vorstellen. So bleibt nur noch ein letztes Zitat, und zwar eines vom „König“ selbst…
The last page … in the history book of TYPO3 is not written yet. The project lives on, the spirit in particular does and I’m very thrilled to be a part of it still and maybe – God knows – come back to it some day in the future. I feel so proud when I see the innovation and collaboration still going on in my absence. […] Kasper Skårhøj — typo3.org, Kaspers‘ Corner
Möge es doch bald wahr werden, möchte man da am liebsten gen Himmel rufen. Schönes Wochenende.
Auch wir (Entwickler & Agentur) verfolgen die Weiterentwicklung von TYPO3 mit großem Interesse – aber auch inzwischen sehr kritisch.
In vielen Punkten kann ich mich meinen Vorrednern anschließen. Wir sind ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass (leider) viele essentielle Teile des TYPO3-Core selbst in aktuelleren Versionen nur „zu vorsichtig“ angefasst oder optimiert wurden.
Darüber hinaus sehen auch wir nach knapp 6 monatigem „Versuch“ Kunden-Projekte in Extbase/Fluid umzusetzen leider nicht das versprochene „Rapid Development“, dass die Fachliteratur zu Extbase vielfach versprochen hat. Vielmehr mussten wir feststellen, dass während der Entwicklung nicht die „Umsetzung“ (Domain Driven Design) im Vordergrund steht – sondern für diverse banale Probleme einen Workaround/Hack zu finden.
So hatten wir bereits Projekte die Erfahrungsgemäß in ca. 1 Monat hätten umgesetzt werden „können“ – mussten im Endeffekt aber mehr als 2-3 Monate an der Fertigstellung arbeiten.
Auch unsere aktiven Beiträge im Bug-Tracker des TYPO3-Core und Extbase wurden leider eher argwöhnisch und kritisch gesehen und im Endeffekt sofort abgelehnt oder auf unbestimmte Zeit zurück gewiesen.
Für viele banale Probleme (Beispiel „GroupBy“ mit Extbase) existieren teilweise schon seit Monaten(!) im Bug-Tracker funktionierende Patches (ebenfalls bisher unberücksichtigt).
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir in Hinblick auf aktuelle Projekte und die nächsten Jahre nur schwer mit TYPO3 im aktuellen Entwicklungsstand und vor allem der aktuellen Planung für die Zukunft arbeiten können.
Daher kam uns ebenfalls die Idee TYPO3 6.x zu forken und konsequent den Core-Code dort anzufassen, wo es sich das Core-Team offenbar nicht zutraut. Die Argumentation des Core-Team ist hier immer wieder die kompatibilität. Doch aus unserer Sicht führt hier kein Weg daran vorbei, alte und verstaubte Plugin lieber zu vernachlässigen als deshalb TYPO3 auf eine nicht zukunftsträchtige Entwicklungsschiene zu lenken.
Auch TYPO3 NEOS steckt noch viel zu sehr in den Kinderschuhen, als das man die Argumentation der Entwickler des TYPO3 Hauptweig ernst nehmen könnte, dies als Alternative (für produktive Kundenprojekte) zu sehen.
Hier fehlt aus unserer Sicht definitiv eine Alternative – schön, dass sich andere bereits an dieses Projekt heran gewagt haben.
Wir werden erwägen mit den Entwicklern in Kontakt zu treten und hier hoffentlich bei einem gemeinsamen Konzens der Entwicklung mit besten Kräften mitzuwirken.
Ich kann nichts direkt zum Thema sagen da ich die Hintergründe nicht verfolgt habe. Allerdings bestätigen solche Geschichten die Vermutungen wie TYPO3 wirklich entwickelt wird.
Das Grundproblem bei den meisten Opensource Projekten — Entwickler sind meistens keine guten Produktentwickler.
Wenn man den Fokus ausschließlich auf die technische Seite richtet, bzw. schlimmer noch, persönliche Allüren zusammen mit technischen persönlichen Präferenzen mischt, dann kommt meistens ein Mischwesen raus das zu gut ist um es zu ignorieren und zu schlecht um es wirklich einzustzen.
Bitte, das soll kein Angriff auf irgendwen sein sondern eine allgemeine Beobachtung die auf sehr viele Opensourceprojekte (und auch einige komerzielle) zutrifft.
Ad FLOW3 — Warum sieht man sich eigentlich genötigt, das Rad zum vierten mal neu zu erfinden?
Das im TYPO3 unheimlich viel Arbeit, Leistung udn Herzblut steckt bestreitet keiner — Frage aber, werden die Sachen dadurch besser? Grundsätzlich entsteht der Eindruck, dass man sich seit Jahren mit Hintergrundbasics beschäftigt und die Usability, Mid- und Long-Term Strategie, User und Sponsorenbasis einfach ignoriert — wird schon kommen — naja tut sie ja auch nur halt bei weitem nicht so wie es sein könnte.
Was notwendig wäre:
Überhaupt, warum erfindet man die Räder fünffach und macht sie dann nicht fertig?
Warum setzt man nicht zB. auf bestehende Frameworks — oder forkt diese zumindest? Es ist nicht grundlos warum Facebook zB. einen eigenen Fork des Zendframework verwendet.
Nicht das ich das vorschlagen möchte, aber grundsätzlich man muss nicht alles selber tun. Sondern eben die verfügbaren Resourcen, die verfügbar sind, so gut nutzen wie irgendmöglich.
Dazu ist ein Leader notwendig, der sich nicht um persönliches und mehr oder wenige gute Spielerein kümmert sondern um eine starke, fundierte Basis als Core, einer klaren Strategie in welche Richtung das Produkt gehen soll und einer entsprechenden Linie. Dann täten sich sicherlich alle Beteiligten Entwickler leichter, zu verstehen in welche Richtung es langfristig gehen soll und wird.
Christian ist der aktivste Kernentwickler seit geraumer Zeit. Bei den letzten 2000 Commits in den Core taucht er mehr als 1600 mal mit seinem Namen auf, Dmitry dagegen nur 100 mal. Zig Features und Bugfixes hat ‚lolli42‘ eingebracht. Und er war im Release Team der Version 6.0.
Nebenbei kann man im zeitlichen Verlauf sehen: Christian hat den Fork zuerst erstellt, Dmitry ein paar Tage danach.
Wenn jemand wie Christian sich jetzt gezwungen sieht einen Fork zu erstellen, weil er offenbar die Nase voll hat von anderen Leuten die wenig beitragen und ihn davon abhalten sinnvoll zu arbeiten, ist das ein Zeichen an das Kernteam. Beim Verflogen der Mailinglisten wird das irgendwie auch nachvollziehbar. Ein Einblick in die aktuelle interne Kommunikation wäre bestimmt spannend.
Bist du in der Liste der Commits mal weiter zurück gegangen?
Es gab Zeiten, da hat Dmitry die Core-Entwicklung nahezu im Alleingang geschmissen.
Aber hier haben wir ja das gleiche Problem wie oben:
Nur wer hunderte Commits bringt, darf ein Wort mitreden?
Du siehst den Fehler in der Logik – das kann kein objektiver Maßstab sein.
„A patch a day, keeps the fork away.“ – Kasper
Sieht so aus, als ob einige inaktive Core Teammitglieder diese einfache Regel vergessen hätten. Dmitry ist der Einzige, der auch ein bisschen mitarbeitet, hat aber durch seine kindischen Reaktionen ziemlich viel Kredit verspielt.
Die Patches von Christian waren im übrigen sowohl vom Core Team Leader, als auch vom Release Manager abgesegnet. Darüber hinaus waren sie — wie in der Core Mailingliste erklärt — nur Auftakt zu einer Reihe weiterer Patches, welche sowohl die API vereinfachen, als auch die Geschwindigkeit erhöhen sollten.
Deswegen sollen jetzt diese Funktion in einem Fork entwickelt und dann evtl. in den Core gemerged werden. Das ist im Übrigen nichts Ungewöhnliches, sondern wurde für FAL genauso gemacht.
Wie du der Projektbeschreibung entnehmen kannst, dient der Fork nur dem Entwickeln und soll keineswegs in einem neuen Produkt münden.
Bei wem? Bei mir jedenfalls nicht. Mit Sicherheit ist er einer der Wenigen, welche Mißstände auch aufzeigen. Jubeln kann nämlich jeder.
Na dann ist ja alles in bester Ordnung. Bloß — ob’s reicht?
Was ich ehrlich gesagt nicht verstehe ist der Umstand, daß gewisse Leute einfach nicht eingestehen können oder wollen, daß Fehler gemacht wurden (welche auch immer) und daß sich Unzufriedenheit seitens eines erheblichen Teiles der Community nicht einfach „wegjubeln“ läßt.
Das Problem liegt woanders.
Und zwar dort, dass ein GROSSTEIL der Core Entwickler vergessen haben, dass TYPO3 ein PRODUKT ist, keine OpenSource Spielwiese.
Dieses Produkt wurde über Jahre mit viel Schweiß und Herzblut aufgebaut und am Markt positioniert.
D.h. wir sind hier schon ein paar Schritte weiter als „Ich verwirkliche hier meinen privaten Code-Traum“.
FLOW spielt am Markt überhaupt keine Rolle, auch wenn das viele nicht wahr haben wollen.
Zu langsam das Rendering, zu hoch der RAM Verbrauch.
Und den vielleicht 20 (hey, sagen wir hundert) FLOW Projekten stehen tausende Symfony-Projekte gegenüber, die sich in Bereichen bewegen, in die FLOW alleine aufgrund von RAM Verbrauch gar nicht vorstoßen kann (in seiner aktuellen Form).
Ich kann nachvollziehen, dass das keiner hören will, weil wer hört schon gerne, dass sein Kind häßlich ist.
Nichts desto trotz müssen (!) wir uns hier die Frage stellen, wohin die Reise gehen soll.
OpenSource Code Paradies ohne Kunden oder Market Leader?
Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass das aktuelle Core Team sich mal ganz genau Gedanken macht, woran es misst, wer zum Erfolg von TYPO3 in welcher Form beiträgt.
Euer Code ist nämlich einen Scheiss wert, wenn er nicht entsprechend als Produkt vermarktet wird.
Gleichzeitig geht ihr hin und messt „Contribution“ ausschließlich anhand von Commits – das ist sehr kurz gedacht… besonders vor dem Hintergrund, dass ich einem Entwickler gegenüber dem „normalen Menschen“ mehr Weitblick zuspreche eine traurige Entwicklung.
Besonders dir Phillip empfehle ich, bevor du noch einmal IRGENDETWAS in dieser Form postest, gründlich darüber nachzudenken:
a) Was du so von dir gibst und wie es sich für diejenigen anfühlt, die das Produkt und die Marke TYPO3 aufgebaut haben.
b) Wem du wenig Mitarbeit zusprichst (Pro-Tipp: Lies mal Kaspers Corner auf TYPO3.org sorgfältig)
c) in wessen gemachtes Nest du so kackst (sorry für die Wortwahl, im Rheinland ist das Sprichwort so) mit der Einstellung „Hey, ich kann hier machen, was ich will“.
d) mit welchem Recht Du dir Sachverstand über Marktentwicklung und Markenbildung zusprichst
e) wessen Arbeit du mit Füßen trittst
Abschließend die spannendste Frage:
Jürgen Egeling hat genau NULL Commits.
Ist also auch ein fauler Sack?
Daniel Hinderink auch?
Ich ja sowieso.
Olivier auch?
Gina auch?