Der Schein und das Sein

Ich freue mich, wenn mein Blog gelesen wird, und insofern setze ich mich gerne auch mit Kritik auseinander. Die Kritik erfolgte in diesem Falle per Email und bezog sich auf einen Absatz in dieser Seite, der dort jetzt allerdings in etwas „entschärfter“ Form steht:

[…] Wichtig ist vor Allem, wo man sich niederläßt. Pattaya oder andere Touristen-Zentren sind zwar als Urlaubsziel akzeptabel, aber zum Leben und Arbeiten ohne Zweifel der falsche Platz. Weiter ist wichtig mit wem man sich einläßt. Eine Zwanzigjährige, die sich in Thailand mit einem mehr als doppelt so alten Mann einläßt, ist eine Prostituierte. Ohne wenn und aber. Immer. […]

Dieser Absatz veranlassste Herrn K. G. aus Bangkok, mir eine Email mit folgendem Inhalt zu senden. Der Absender ist ausdrücklich mit einer Veröffentlichung einverstanden, den vollen Namen nenne ich trotzdem nicht, das mag er selbst tun, falls er sich zu einem Kommentar veranlasst sieht.

[…] finde ich diese Behauptung […] eigentümlich, […] da es […] nicht in Ordnung ist, alle jungen Frauen, die sich je mit einem älteren Mann „einlassen“ pauschal und in jedem Einzelfall als Huren zu stigmatisieren.

und in einer zweiten Email schreibt er:

Ich bin nach wie vor der Meinung, daß nicht jede 20jährige eine Hure ist, nur weil sie die Sicherheit eines älteren, vielleicht etablierten Mannes vorzieht, gegenüber einen armen jungen Schlucker. Da wäre doch auch jede vierte oder fünfte Frau in Deutschland eine Hure, nur weil sie eventuell — ähem — „klug“ heiratet.

Weibchen sind in der Natur genetisch so programmiert, daß sie ihre Kinder möglichst sicher und gesund großkriegen wollen und da hat eine 20jährige der Gattung Homo sapiens bessere Chancen bei einem 40jährigen als bei einem Gleichaltrigen. Ganz abgesehen davon, daß bei einem 40jährigen, der es beruflich geschafft hat, schon halbwegs bewiesen sind, daß auch das geistige Erbgut nicht ganz schlecht sein kann, was der 20jährige normalerweise erst noch beweisen müßte.

Ich gehe davon aus, daß sich die Evolution so entwickelt hat, daß kluge Frauen ihre Kinder meistens besser durchgekriegt haben und damit konnten diese dann auch wiederum ihre Gene gut weitergeben…

Also hatten kluge Frauen gegenüber den heißen weiblichen Fegern, die auf die jungen Ex-und-hopp-Machos stehen, evolutionstechnisch einen Vorteil. Der Rest steht bei Darwin.

Das ist der hauptsächliche Grund, warum manche junge Frauen eher einen älteren Partner suchen. Der Grund ist nicht, daß jede von denen automatisch eine Hure ist, auch wenn in Thailand notgedrungen einige Huren sein mögen. Nur warum sind sie es? Etwa, weil in Thailand die Ex-und-hopp- Machos leider sehr verbreitet sind UND die Frauen von denen schon die Nase voll haben, weil sie zum Beispiel als 20jährige mit einem Kind sitzengelassen wurden…?

Soweit das Zitat. Um es gleich vorwegzunehmen, es gibt in dem Kommentar nichts, dem ich nicht vorbehaltlos zustimmen würde. Es lag und liegt auch keineswegs in meiner Absicht, irgend jemanden oder gar die Hälfte eines ganzes Landes beleidigen zu wollen. Es ist vielmehr so, dass ich Erfahrungen, die hier fast jeder macht, einfach vorausgesetzt habe. In Thailand ist Prostitution nicht stigmatisiert. Folglich kann diese Bezeichnung auch nicht beleidigen.

Was auch immer man zu diesem Thema schreibt, es wird dazu führen, dass jemand sich mit dem Einwand meldet, er habe andere Erfahrungen gemacht. Mag sein, es ist aber leider nicht möglich, in einem Blogartikel jeden Einzelfall zu berücksichtigen, man kann meist nur von der Regel ausgehen und eben das beschreiben, was leider viel zu oft vorkommt: Jemand der in Deutschland nicht gerade ein Frauenheld ist, kommt als Tourist nach Thailand und ist schon am ersten Abend überwältigt vom scheinbaren Interesse, das die holde Weiblichkeit ihm entgegenbringt.

nightlifeDass dieses Interesse eher seinem Geldbeutel gilt, weist er weit von sich. Hat seine Auserwählte ihn doch überhaupt nicht nach Geld gefragt und ausserdem studiert sie an einer Universität oder ist Verkäuferin und sowieso heute das allererste Mal in dieser Bar. Sie sagt das keineswegs deshalb, weil sie ein durchtriebenes Biest ist und lügt, wenn sie den Mund aufmacht, sondern sie sagt es, weil sie weiss, dass ihr Gegenüber genau das hören will und sie ihm eine angenehme Zeit bereiten will — und dafür erwartet sie eine finanzielle Gegenleistung. Das sollte man niemals vergessen. Es gibt natürlich auch in Thailand eine grosse Zahl von Frauen, die so etwas niemals tun würden. Nur hat ein Tourist in aller Regel überhaupt keine Chance, diese jemals kennenzulernen.

Die Familie steht immer an erster Stelle

Ist der Ausländer erst einmal den Reizen seiner neuen Freundin erlegen, macht er kurz darauf gleich die nächste Erfahrung mit der thailändischen Kultur, die sich von der westlichen so sehr unterscheidet, dass Reaktionen regelmässig falsch interpretiert werden. Der allergrösste Teil der Frauen die in Bars arbeiten, haben nur eine unzureichende Schulbildung. Sie wissen einfach nicht, dass auch der Ausländer für sein Geld arbeiten muss und in aller Regel ein ganzes Jahr lang gespart hat, um den Urlaub zu finanzieren. Sie glauben, dass jemand, der um die halbe Welt in Urlaub fliegen kann, reich und folglich dazu bereit sein muss, sie und ihre Familie finanziell zu unterstützen, wenn die Beziehung weitergehen soll.

Wenn Geldforderungen für die Unterstützung der Verwandtschaft im heimatlichen Dorf abgelehnt werden oder gar durch das typisch deutsche „Organisationstalent“ ersetzt werden sollen, gilt der Mann als geizig (Farang Kiniau) und das ist so ziemlich das Schlimmste, was ihm passieren kann.

Überhaupt wird Sparsamkeit, vorausschauende Planung und auch ständige Zweisamkeit in Thailand als Mai Sanuk (kein Spass) angesehen und alles was Mai Sanuk ist, ist auf keinen Fall erstebenswert.

Das führt häufig dazu, dass der Ausländer sich nach einer Weile vorkommt wie das fünfte Rad am Wagen. Er wird überall herumgezeigt und soll alles bezahlen. In Wirklichkeit jedoch, ist das überhaupt nicht böse gemeint. Es geht einfach nur um Spass und Lebensfreude, die, aus oben beschriebener Sicht der Frau, ja auch finanziell kein Problem darstellen sollte. So zeigen sich erste Spannungen. Und Streit oder Grundsatzdiskussionen sind etwas, was Thais überhaupt nicht austehen können, sie hassen es geradezu und können darauf ausgesprochen aggressiv reagieren.

Die Familie — und insbesondere die Mutter — steht immer im Zentrum der Aufmerksamkeit und wird finanziell unterstützt. Selbst nach der Heirat mit einem Ausländer wird die Familie einen höheren Stellenwert einnehmen als der Ehemann. Finden Sie sich damit ab und argumentieren Sie keinesfalls gegen Angehörige Ihrer Freundin, auch dann nicht, wenn Sie zu 100% überzeugt sind, dass Sie recht haben. Seien Sie diplomatisch, begrenzen Sie von Anfang an die versprochenen und gewährten finanziellen Mittel auf ein Mass, das Sie sich leisten können und begründen Sie dies nicht mit familiärem Fehlverhalten.

Der Altersunterschied

Auch wenn ein westlicher Tourist sich wie 20 fühlt (und dabei 45 Jahre alt ist), werden sich seine Interessen häufig von denen seiner Freundin wesentlich unterscheiden. Ich habe oft erlebt, wie Zeitgenossen ihrer Freundin vorgeworfen haben, sie wisse überhaupt nicht zu schätzen, was er ihr „bietet“. Ich weiss natürlich nicht wie es anderen geht, aber für mich persönlich käme ein Wochenende, das ausschliesslich aus Disco- und Kneipenbesuchen besteht, keinesfalls in Frage. Ergebnis: Streit und schlechte Laune.

Kurz gesagt, es fehlt einfach etwas. Gespräche mit einem Minimum an Niveau sind schon wegen der Sprachbarrieren kaum möglich. Auch das wird meistens völlig unterschätzt. Mit sprachlichen Bruchstücken, die sich aus fast vergessenem Schul-Englisch rekrutieren, lässt sich auf Dauer keine Beziehung führen. Auch das sexuelle Interesse der Frau wird oft Gleichaltrigen gelten und eben nicht dem wesentlich älteren Freund. Daraus ergibt sich wieder neuer Sprengstoff für Diskussionen, die noch mehr Mai Sanuk sind. Ein Teufelskreis.

Der Liebeskasper

Diese Spezies von Mann ist recht häufig in Thailand anzutreffen. Ob Sie es nun glauben oder nicht, es gibt Männer die schlagen sämtliche Warnungen in den Wind und behaupten auch nach dem Verlust von 50.000 Euro und mehr immer noch „meine ist anders“. Dass sie es nicht ist, kann jeder deutlichst sehen, nur der arme Protagonist nicht.

Diese Menschen verlieren ihr gesamtes Vermögen sowie Haus und Hof — nur wegen der „Liebe“. Am Ende sind sie entweder völlig verbittert wieder in Deutschland oder sie gehen noch einen Schritt weiter. Die hohen Selbstmordraten in Pattaya sprechen da eine sehr deutliche Sprache.

Es werden teilweise sogar die Dienste von Privatdetektiven in Anspruch genommen, um die Auserwählte zu überwachen und sich ihrer Treue zu versichern. Eine Beziehung, in der es so weit gekommen ist, ist absolut nichts mehr wert und sollte, so schnell wie nur irgendwie möglich, beendet werden. Zuneigung, menschliche Nähe und Vertrauen kann man in keinem Land der Erde kaufen oder erzwingen, auch nicht in Thailand und auch nicht mit Geschenken, seien sie noch so wertvoll. Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende, diese Binsenweisheit gilt bei solchen Beziehungen mehr als irgendwo sonst.

Fazit

Nach all dem, was ich geschrieben habe, wundern Sie sich vielleicht, dass ich dafür keinesfalls die Frauen verantwortlich mache. Sie verhalten sich, ihrer Kultur entsprechend, völlig normal und wollen ihrer Familie ein besseres Leben ermöglichen. Schuld sind nach meiner Auffassung alleine die Ausländer, die mit völlig falschen und überzogenen Erwartungen nach Thailand kommen.

Wenn Sie als Tourist hier sind, stürzen Sie sich ins Nachtleben, haben Sie Spass und lassen Sie Griesgrämigkeit und den oft latent vorhandenen „Erziehungswahn“ zuhause. Die Thais wissen auch ohne westliche Ratgeber, wie der Hase läuft. Sehen Sie Ihre neue Beziehung realistisch als das was sie ist: Geselligkeit, Spass, Erholung, Sex und einen tollen Urlaub gegen Geld. Handeln Sie einen Preis aus und legen Sie ganz klar fest, was Sie dafür erwarten. Beenden Sie das Verhältnis sofort, wenn Sie sich nicht mehr wohlfühlen. Streiten Sie nicht und vermeiden Sie jede „Erziehungsmassnahme“. Das wird nicht gelingen, auch wenn Sie sich noch so sehr im Recht fühlen. Überreden Sie eine Thai-Frau niemals zu etwas. Die Auswahl ist fast unbegrenzt. Lassen Sie sich Zeit!

Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Sie die Frau etwa ausbeuten. Prostitution ist in Thailand zwar offiziell verboten aber gesellschaftlich anerkannt und nicht stigmatisiert. Die weitaus meisten Frauen tun das völlig freiwillig und dürfen auch jederzeit wieder aufhören. Prostituierte in Thailand sind in keiner Weise mit jenen in Deutschland vergleichbar. Sie verhalten sich völlig anders und es kann durchaus auch Zuneigung ins Spiel kommen. Nach einer Weile und wenn die finanziellen Zuwendungen (zur Unterstützung der Familie) ausreichend sind.

Lassen Sie sich keinesfalls mit Minderjährigen ein. Diesbezüglich versteht unterdessen weder die Polizei noch die Gesellschaft Spass und solche Delikte kommen vor Gericht und führen zu hohen Strafen. Gottseidank, möchte ich sagen. Thailand ist seit langem kein Land mehr für Sextourismus mit Minderjährigen beiderlei Geschlechts.

Wenn Sie hier wohnen, werden Sie mir wohl in einigen Punkten widersprechen. Das ist ganz normal und Sie müssen Ihren eigenen Weg finden, hier zurechtzukommen. Aber auch dann wird gelten: Sie sind Gast in diesem Land, als solcher werden Sie wahrgenommen, egal wie lange sie hier schon wohnen und Sie sind derjenige, der sich anpassen muss.

Homosexuelle oder Frauen als „Kunden“

Alles oben geschriebene gilt uneingeschränkt auch für gleichgeschlechtliche Prostitution oder wenn eben Frauen die Kunden sind und Männer die Dienstleister.

Anzumerken wäre vielleicht noch, dass Homosexualität in Thailand ebenfalls nicht stigmatisiert ist und die Gesellschaft oder die Familie es durchaus anerkennt und honoriert, wenn ein junger Mann auf diese Weise Geld verdient. Voraussetzung ist aber auch hier die Unterstützung der Familie. Alles Weitere steht bereits weiter oben und gilt bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen analog.