Wir werden abgehört, bespitzelt, Clouds werden entschlüsselt und Skype kann man wohl auch nicht mehr so recht trauen. Was all das mit Demokratie, freier Meinungsäußerung, mündigem Bürger oder sonstigen Rechtsstaat-Buzzwords zu tun hat, verstehe ich schon lange nicht mehr. Ach so ja, ich vergaß, das dient ja nur zum Schutz vor den drei apokalyptischen Reitern: Terrorismus, Urheberrecht und Kinderpornographie. Ist da draußen eigentlich irgendwer, der das immer noch glaubt? Wolfgang Thierse hat einmal gesagt: „Es nützt der Freiheit nichts, daß wir sie abschaffen, um sie zu schützen.“ Man kann es gar nicht oft genug wiederholen.
Daß wir mit Werbung überschüttet werden, an allen Ecken und bis in den Schlaf hinein, daran hat sich der „mündige Bürger“ wohl schon gewöhnt, was sich aber eine Hotelkette in den USA erlaubt hat, ist schon sehr hart an der Grenze des Unanständigen, um nicht zu sagen Kriminellen. Als der Blogger Justin Watt bei einem Hotelaufenthalt sein eigenes Blog aufgerufen hat, ist ihm Code aufgefallen, der da nicht hingehört. Natürlich dachte er zunächst, ein Hacker hätte sich an seinem Server zu schaffen gemacht, aber dem war nicht so. In einem Hotelzimmer, das pro Nacht 386 Dollar kostet und das „freies“ WLAN anbietet, wurde JavaScript Code in jede aufgerufene Seite injiziert um Werbung platzieren zu können, von der der Autor natürlich weder etwas hat, noch sie dort haben will.
„Got network? Want money? Get rXg“ steht auf der Webseite des Anbieters dieses WLAN-Routers, den die Welt ganz sicher nicht braucht. Und weiter:
Web experience manipulation
Complete control over the end-user world wide web experience with specific support for advertising and premium service revenue generation mechanisms such as:
Periodically redirect web requests to specially designed interstitial advertising templates delivered via the captive portal mechanism.
Prima. Darauf haben wir alle gewartet. Der Hotel-Manager weiß natürlich viel besser, was mich interssiert und was ich lesen will und deshalb bin ich ihm ausgesprochen dankbar dafür, daß er mich auf genau die Seiten weiterleitet, die er für mich ausgesucht hat. Für 386 Dollar die Nacht.
Jetzt muß man sich nur noch vorstellen, was ein durchgedrehter Netzwerk-Admin mit meinem Laptop sonst noch alles anstellen könnte, wenn die Geldgier seiner Vorgesetzten ihn in die Lage versetzt hat, beliebigen JavaScript Code in jede Webseite einzuschleusen…
Ich habe keine Ahnung, ob das auch in Hotels in Thailand oder Deutschland praktiziert wird, aber ich werde demnächst ganz genau aufpassen.