Ich bekenne mich als nicht weiblich

Grüne Politik ist prinzipiell etwas Feines. Immer mehr Menschen auf einem immer gleich grossen Planeten mit begrenzten Ressourcen sollten tunlichst darauf achten, dass sie nicht zerstören, worauf sie leben. Soweit die unterstützenswerte Idee. Was das allerdings zuweilen für Blüten treibt, ist selbst für jemanden, der Frauen ganz selbstverständlich als gleichberechtigt ansieht, kaum noch zu verstehen. Ich gehöre auch zu dieser Sorte (nicht weiblicher) Menschen.

weiblich oder nicht weiblich

Junge Leute müssen für den Umweltschutz sensibilisiert werden. Bis es soweit ist, sollen sie natürlich erst einmal der Grünen Jugend beitreten. Das geht aber offenbar nicht, bevor sie eingeteilt werden in „richtige“ und „nicht richtige“ Mitglieder, pardon, weibliche und nicht weibliche. Da diese sonderbare Einteilung von Menschen offenbar (noch) nicht jedem sofort einleuchtet, wird das an derselben Stelle sogleich erklärt. Es soll, wer hätte etwas anders erwartet, dem Ziel dienen, Diskriminierung zu bekämpfen.

Man fragt sich kopfkratzend, wie das etwas mit „Diskrimierung bekämpfen“ zu tun haben könnte, da eine Kategorisierung von jungen Menschen in „weiblich“ und „nicht weiblich“ die Diskriminierung in Wahrheit wohl eher impliziert. Aber keine Sorge, die Grünen schaffen das schon.

Um es kurz zu machen: Wir haben mit dieser Abfrage das Ziel, Diskriminierung zu bekämpfen […]

die Diskriminierung von Frauen, indem wir zu statistischen Zwecken und für Frauen­förderungs­maßnahmen den Frauenanteil messen […]

die Diskriminierung von Menschen, die sich in dem Mann-Frau-Schema nicht wiederfinden können oder wollen (z.B. Intersexuelle, Transsexuelle und Transgender) […]

Eine Diskriminierung von Männern und Jungen liegt durch eine solche Abfrage keinesfalls vor. […] https://www.gruene-jugend.de/weiblich_nicht_weiblich

Ich bin jetzt etwas ratlos, ehrlich gesagt. Wie kann man Diskriminierung bekämpfen, indem man unkorrekte Bezeichnungen verwendet?

  • Würde man einfach „weiblich“ und „männlich“ abfragen, könnte man das Ergebnis für dieselben „statistischen Zwecke“ nutzen, weil es nach wie vor nur zwei Optionen wären.
  • Ein Transsexueller, der einst als Mann geboren wurde, aber jetzt eine Frau ist, fühlt sich erst recht diskriminiert, weil er ja „nicht weiblich“ ankreuzen muß, denn es steht doch biologisch in Klammern. Es geschieht also hier das genaue Gegenteil dessen, was angeblich beabsichtigt ist.
  • Wenn ich in einem Restaurant die/den Kellner_in bitte, mir ein „Nicht-Glas“ zu bringen, werden sich dann nicht vielleicht alle Teller automatisch diskriminiert fühlen? Die Diskriminierung folgt ja schon daraus, dass man deren korrekte Bezeichnung einfach nicht nennen will. Folglich ist auch der letzte Satz im obigen Zitat nicht mehr als ein Lippenbekenntnis.

Das Paradox der Gender-Ideologie besteht darin, dass einerseits – in der Theorie – bestritten wird, dass es starre Geschlechter gibt, andererseits – in der politischen Praxis – alle Bemühungen der Gender-Politik auf Privilegierung von Frauen aufgrund ihres biologischen Geschlechts hinauslaufen: Förderprogramme nur für Frauen, Frauenbevorzugung bei Einstellungen, Frauenquote usw. Wir tun uns weiß Gott keinen Gefallen damit. Zwischen Männern und Frauen existieren, auch im Verhalten und im Alltag, eine ganze Reihe Unterschiede, die biologisch bedingt sind und nichts mit Gesellschaft zu tun haben, sie können auch nicht wegerzogen werden.

Ich hoffe, die Grünen werden es mir nachsehen, dass ich heute abend mit meinem „Nicht-Fahrrad“ nach Hause fahre.

Ach so, da war ja noch die Professix Lann Hornscheidt, die in „sprachhandelnder“ Weise dem SPIEGEL ein Interview gegeben hat, auf welches Markus Vahlefeld von der Achse des Guten eine Antwort weiß. Alles unbedingt lesenswert, vor allem das Letztgenannte. In diesem Sinne: Lasst T_aten sprechen, der W_orte sind genug gewechselt. Schönes, Orwellsches Neusprech.

Das ist das geniale an der Volksverdummung. Man braucht keine Sprachpolizei mit Blockwartmentalität um korrektes Neusprech durchzusetzen, die Leute überwachen sich selbst und brandmarken jeden Abweichler.
Rainer in http://www.wgvdl.com/forum2/forum_entry.php?id=201661